Bewegte Geschichte eines Rosenheimer Bürgerhauses
Die schmuckvolle Rokoko-Fassade, die spitzbogigen Arkaden und die stattlichen Gewölbe des „Fortner - Weinhaus zum Santa“ auf dem Rosenheimer Max-Josefs-Platz möchten Sie einladen zum Blick auf vergangene Zeiten. Denn das Anwesen gehört zu den am besten erhaltenen Bürgerhäusern der Stadt und beinhaltet seit der Grundsteinlegung fast alle kunstgeschichtlichen Epochen von der Romanik über die Gotik und den Barock bis hin zur Moderne.Auf den Spuren der Baugeschichte
Die 750-jährige Baugeschichte des Hauses verlief vielschichtig und in mehreren Strängen. Der alte Siedlungskern von Rosenheim bildete sich im 13. Jahrhundert um die Kirche Sankt Nikolaus, die unmittelbar neben dem „Fortner - Weinhaus zum Santa“ liegt. Die heutige Weinstube, die von einem mächtigen Kreuzrippengewölbe bestimmt wird, stammt aus dieser Zeit der Spätromanik beziehungsweise Frühgotik.Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1641 wurde das Anwesen 1642 großzügig umgebaut. Um 1745 erhielt es eine einzigartige Stuckfassade im Stil des frühen Rokoko mit zahlreichen Kartuschen, Bandlwerk und Rocaillemotiven, die heute noch zu sehen ist.
Im 19. Jahrhundert erlebte ganz Rosenheim eine wirtschaftliche Blütezeit, so dass auch die damaligen Besitzer des Anwesens den Wunsch nach Erneuerung verspürten und das Gebäude um ein weiteres Stockwerk erhöhten.
Nach der Generalsanierung des Wohn- und Geschäftshauses wurde im Jahr 2005 das Restaurant SANTA komplett renoviert und um den überdachten und beheizbaren Wintergarten erweitert.
Zeugen lebendiger Stadtgeschichte
Doch nicht nur die Baugeschichte weckt historisches Interesse. Auch die 450-jährige Geschichte der Eigentümer verlief mit zahlreichen Höhen und Tiefen abwechslungsreich und repräsentativ für die Rosenheimer Stadtgeschichte.Als erster Eigentümer wurde 1580 Martin Papin aus Bissone urkundlich erwähnt. Der Bierbrauer und Maurer hatte anfangs große Schwierigkeiten, in Rosenheim Fuß zu fassen, entwickelte sich dann aber als Gastwirt, Handelsmann und Schiffsherr zu einem erfolgreichen und angesehenen Geschäftsmann.
Seinen heutigen Namen verdankt das „Fortner - Weinhaus zum Santa“ zum einen Franz Joseph Santa aus Bozen. Dieser kam als Weinhändler vermutlich über den Handelsweg der Inn-Schifffahrt nach Rosenheim und kaufte 1782 das gesamte Anwesen. Zum anderen stammt der Name von Familie Fortner, die das Haus in mehreren Generationen von 1836 bis 1982 durch all die Wirren der Zeit bewirtschaftete – von der Deutschen Revolution 1848/1849 über die Gründerzeit bis zu den beiden Weltkriegen und der Nachkriegszeit.